Die Erfolgsfaktoren des Boulevardjournalismus (3)

Teil 3 der großen Medieninsider.at Boulevard-Reportage

Gratisblatt Heute, Seite 3 / Foto: Medieninsider.at/Atefie

Es ist bewiesen, dass der Boulevardjournalismus in Österreich und seiner Gesellschaft stark etabliert ist. Worauf diese beachtlich große Beliebtheit gründet und welche Faktoren die Boulevardzeitungen in die Hände der Menschen treiben, werde ich in diesem Punkt nachgehen.

Populismus
Einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren, der auf alle am Markt wirtschaftenden Boulevardmedien zutreffend ist, ist Populismus. Boulevardzeitungen wie die Krone, oder Österreich versuchen Nähe zum Volk herzustellen, Gef・le anzusprechen und sie für sich zu instrumentalisieren und einfache Lösungen vorzustellen, um so auf Leserfang zu gehen. So bediente sich zum Beispiel die Kronen-Zeitung, genauer gesagt der kürzlich verstorbene Herausgeber Hans Dichand, einer recht ungewöhnlichen Methode: Wie allgemein bekannt ist, schrieb Dichand regelmäßig Leserbriefe, um diese in der Krone im Namen des Bevölkerung zu veröffentlichen. Er selbst wies diese Vorwürfe entschieden zurück, jedoch zog er eine Klage gegen den Falter zurück, als die Wochenzeitung seine ehemalige Sekretärin in den Zeugenstand laden wollte. Der Österreichische Schriftsteller Franzobel porträtiert die Krone als populistisches Revolverblatt mit nationalistischen, rassistischen und antisemitischen Untertönen.

Gewinnspiele
Unverzichtbar, und ebenso ein Fixpunkt scheinen den Boulevardzeitungen Gewinnspiele zu sein. In Krone, Österreich und Heute sind eine Vielzahl an Gewinnspielen und Preisausschreiben aller Art vorzufinden. Laut Mitbegründer Kurt Falk konnte u.a. auch dadurch die Kronen-Zeitung ihren Siegeszug antreten. Falk erklärt in einem Interview mit dem Profil aus dem Jahr 1997, wie er „immer ausgetüfteltere Methoden entwickelte, um die Sonntagsleser zum Mitspielen, zum Kuponausschneiden zu bewegen, und damit zu Wochenlesern zu machen“ Falk zitiert an dieser Stelle den damaligen Bundeskanzler Bruno Kreisky, der konstatierte, die Zeitung gleiche mehr einer Lotterie als einer Zeitung.

Optik
Die optische Aufmachung spielt bei einem Medienprodukt wie einer Boulevardzeitung eine besonders große Rolle. Dazu zählt das Layout der Titelseite, die meist mit vielen, Aufsehen erregenden Bildern versehen ist, und eine (oder mehrere) groß geschriebene, kurz und prägnant formulierte und oft provozierende Überschrift beinhaltet. Das Layout ist also besonders wichtig, hat es doch die Aufgabe potentielle Leser anzulocken, was es auf diese, eben beschriebene Weise, erfolgreich erreicht. Besonders bei kostenlos verteilten Zeitungen (Heute, Österreich) ist dies von großer Bedeutung.

"Heute" Entnahmeboxs bei einer U-Bahn Station in Wien
"Heute" Entnahmeboxs bei einer U-Bahn Station in Wien

Die Gratiszeitung
Ein Grund warum Boulevardzeitungen mit dieser hohen Frequenz im Volk zugegen sind, ist zweifelsohne, dass  – wie bereits erwähnt – die Boulevardblätter Heute und Österreich Exemplare ihres Druckwerks verschenken. Jeder auf die U-Bahn angewiesene Österreicher kennt zumindest eines der beiden Medien, und aus Erfahrung kann ich behaupten, dass sich ein Großteil dieser Menschen derer auch bedient. Es ist verständlich, dass sich die Bevölkerung einem Angebot an freien Informationen nicht verwehrt, jedoch scheint die Unwissenheit über den häufigen Mangel an Qualität ebenso groß zu sein.

Und das erwartet Sie in den folgenden Werktagen:

  • Methoden des Boulevard
  • Gefahren und negative Effekte
  • Boulevardmedien und ihre Rolle in der Politik
  • Boulevardjournalismus in Funk und Fernsehen
  • Nachwort

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