Das Kleingedruckte macht den größten Ärger

Verena Wahlandt Kommunikations-Suppe / Foto: Brigitte GagglKolumne: Verenas Kommunikationssuppe (4)
Handys kosten 0€, alles ist sowieso billiger, wenn man genau jetzt einen Vertrag abschließt und man ist ja selber schuld, wenn man das momentan natürlich beste Angebot verpasst. Smartphones werden denjenigen nachgeworfen, die nicht smart genug sind, das Kleingedruckte zu lesen. Denn bei 2 Jahren Mindestvertragsdauer entpuppen sich die meisten Angebote als nachteilig für die Konsumenten. Denn heutzutage weiß doch wohl jeder, dass in 2 Jahren das aktuelle Modell von heute wohl schon längst am Flohmarkt zu finden sein wird.

Die Werbemenschen spekulieren allerdings auf ein altbewährtes Modell: Hört der moderne Käufer, besonders in konjunkturschwachen Zeiten, das Wort “gratis” oder “Null”, springt er oftmals an. Leider denken die meisten Menschen zu wenig über ihre Kaufentscheidungen nach, denn gratis ist nie etwas, das im Handel angeboten wird. Wie stellt sich die Werbeindustrie den Konsumenten von heute also vor? Ungebildet, kleinkariert, kommerziell oder vielleicht gar dumm? Ich bin also dumm, wenn ich nicht auf meinen Hausverstand höre- denn der sagt mir laut Werbung ja immerhin, dass ich in einem gewissen Supermarkt einkaufen gehen soll. Das einzige, das mir jedoch momentan mein Hausverstand sagt, ist, dass ich meine Faulheit besiegen und die größere Wegstrecke zum Diskonter auf mich nehmen sollte, da ich so bestimmt ein Drittel meiner Haushaltsausgaben sparen könnte.

Kommunikationssuppe / Foto: Corrina Teuschl

Natürlich bin ich auch ein Blödmann, wenn ich nicht die aktuellen Angebote einer Elektrogroßhandelskette kaufe. Diese Werbung schafft es, die Kunden besonders direkt anzusprechen- doch muss man sich wirklich gefallen lassen, als dumm und blöd beschimpft zu werden, wenn man dem Kaufaufruf nicht folgt? Werbung ist wichtig. Ohne Werbung keine Konsumenten, ohne Konsumenten kein Geld- laut allgemeiner Ansicht.
Ich vertrete nur die Ansicht, dass Werbung (sowie alles, das in den Medien Verbreitung findet) in gewisser Hinsicht auch einen Bildungsauftrag erfüllt. Es ist völlig legitim, Menschen zum Kaufen anzuregen, allerdings wäre ein angebrachtes Niveau wünschenswert.

Wieviel Niveau kann man in einer Medienlandschaft, deren Niveau-Kurve eher nach unten zeigt, eigentlich noch erwarten?
Ich zumindest möchte in kein Geschäft gehen, dass seine Kunden als dumm bezeichnet. Auch Sprüche wie “Geiz ist geil” sind kritisch zu beobachten. Geiz ist nicht geil, sondern bemitleidenswert. Und geizige Menschen werden bestimmt auch nicht ihr erhortetes Geld für den neuesten Plasmafernseher hinauswerfen.

Letztendlich reagieren die Menschen auf das, was sie in den Medien vorfinden. man könnte demnach das Niveau auf allgemeiner Ebene steigern ohne große Einbrüche befürchten zu müssen.
Natürlich gibt es auch positive Beispiele, wie in etwa die SKY-Werbung zum Relaunch vor ca. einem Jahr. Hier wird mit gefühlvollen, ästhetischen Bildern das Interesse der Zuseher geweckt- meiner Meinung nach ein Paradebeispiel für Werbung auf hohem Niveau.

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Vielleicht wird die breite Öffentlichkeit von vielen Werbenden auch unterschätzt- es gibt genug Menschen, die sich gerne zum Kauf neuer Dinge anregen lassen, nur eben nicht mit dem Hintergedanken, sie seien dumm, wenn sie es nicht täten, sondern eher sie fänden in dem Kauf einfach eine weitere Bereicherung.

Denn darum geht es in der heutigen Informationsgesellschaft: eine kontinuierliche Bereicherung auf höherem Niveau zu gewährleisten und Rückschritte in niveaulose Gefilde weitgehend zu vermeiden.

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Zur Autorin
Die 24-jährige Verena Wahlandt machte in ihrem noch jungem Leben schon viele Erfahrungen mit der Medienbranche. Nach ihrem Maturaabschluss ging die gebürtige Oberösterreicherin aus Steyr nach Wien und begann an der Uni Wien  2005 Theater-, Film- und Medienwissenschaften zu studieren. Währendessen lernte sie auch Schauspielen bei Barbara May an der 1st filmacademy. Seit März 2009 ist die vielseitige Journalistin unter anderem auch als Sängerin und als Society-Redakteurin bei einem Wiener Radiosender tätig.
Seit Herbst 2010 schreibt das Medientalent Verena Wahlandt exklusiv in regelmäßigen Abständen die Kolumne “Verenas Kommunikations-Suppe” für Medieninsider.at.

Fotocredits:
Foto “Kommunikationssuppe”: (C) Corina Teuschl
Foto Autorin Verena Wahlandt: (C) Brigitte Gaggl

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