Am Ende bleibt das Radio… „Verenas Kommunikations-Suppe (6)“

Verena Wahlandt Kommunikations-Suppe / Foto: Brigitte GagglVerena Wahlandt nimmt österreichs Medienszene genau unter die Lupe
Es gibt bestimmt kaum jemanden, den die globalen Ereignisse der letzten Wochen nicht auf irgendeine Art und Weise zum Nachdenken gebracht haben. Natürlich kann man meinen, ein Land wie Japan sei am anderen Ende der Welt und somit nicht umittelbar in den Kontext der lokalen Gegebenheiten miteinzubeziehen, doch vor allem die Medien suggerieren diesbezüglich ein anderes Bild. Nicht ein einziger Tag ist seit der Katastrophe vor einem knappen Monat vergangen, an dem die meisten der heimischen Print -und Onlinemedien ohne eine dramatische Headline aus dem Land der aufgehenden Sonne auskommen.

Im digitalen Zeitalter ist man natürlich immer auf dem Laufenden und wenn man möchte, innerhalb weniger Sekunden topinformiert, was das weltweite Tagesgeschehen betrifft.

Das Internet liefert einem sogar die Möglichkeit, die gesamte Erdbebenaktivität auf der Erde in Echtzeit zu verfolgen (Dieses Service bietet vor allem der Global Seismic Monitor), im Fernsehen konnte ich quasi live mitansehen, wie ganze Städte durch den Tsunami zerstört wurden. So weit so gut, doch was passiert, wenn es einmal im eigenen Land zu einer solchen Katastrophe kommt? Werden wir dann auch vor unseren Bildschirmen sitzen und das nur unweit entfernte Geschehen wie in einem Real-Life-Thriller in unsere Wohnzimmer holen? Wohl eher kaum. Vor allem deshalb nicht, weil wir höchstwahrscheinlich damit beschäftigt sein werden, uns in Sicherheit zu bringen, aber auch aus einem anderen Grund nicht, denn mit höchster Wahrscheinlichkeit werden die topmodernen Geräte im Notfall nämlich versagen.

Denn die Informationsquellen Internet und Fernsehen leiten ihre Funktionstauglichkeit vor allem von einem ab: Strom. Österreich ist zwar kein Land, in dem Erdbeben und Tsunamis ein tagtägliches Gefahrenpotenzial darstellen, aber wir sind leider auch mit der unsichtbaren Gefahr konfontiert, die Japan jetzt auf eine in Worten kaum fassbare Zerreissprobe stellt. Obwohl hierzulande kein einziges Atomkraftwerk in Betrieb ist, sind wir doch von einigen Meilern umzingelt, die im Falle eines Super-Gaus verheerende Folgen für Österreich auslösen könnten.

Kommunikationssuppe / Foto: Corrina TeuschlWie verhält es sich nun mit der medialen Berichterstattung im Falle eines Falles? Die Menschen müssen vor allem so schnell als möglich informiert werden. Und falls es, wie zuletzt in Japan, bei einem schwerwiegenden Störfall in einem Atomkraftwerk zu einem großflächigen Stromausfall kommt, kann diese Information schlecht über Internet oder Fernsehen erfolgen. Auch das Telefonnetz ist meist nach kurzer Zeit überlastet und bricht letztendlich zusammen. Man greift also im akuten Ernstfall auf ein altbewährtes Medium zurück, das Radio.

Und wie auch Mag. Siegfried Jachs, Referatsleiter für Krisen- und Katastrophenschutzmanagement im Bundesministerium für Inneres meint, ist das Radio “im Ernstfall das schnellste und effizienteste Medium, das einen großen Teil der Bevölkerung rasch erreicht”. “Außerdem”, so Jachs, “wirke das Radio deeskalierend, da es keine emotional besetzten Bilder mitliefert”.

Man darf auch nicht vergessen, dass im Falle eines tatsächlichen Stromausfalles ein simples UKW-Radio noch voll einsatzfähig ist. Aber vermutlich haben wir uns bereits so an Iphone, Macbook und HD-TV gewöhnt, dass wir zu schnell zu vergessen scheinen, dass uns die modernste Technologie im atomaren Ernstfall auch nur wenig bringt. Bleibt nur noch zu hoffen, dass diese Überlegungen niemals faktische Anwendung finden – dies kann allerdings nur dann geschehen, wenn wir aus den aktuellen Ereignissen sinnvolle Schlüsse ziehen um Parallelszenarien für die Zukunft zu vermeiden.

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Zur Autorin
Die 24-jährige Verena Wahlandt machte in ihrem noch jungem Leben schon viele Erfahrungen mit der Medienbranche. Nach ihrem Maturaabschluss ging die gebürtige Oberösterreicherin aus Steyr nach Wien und begann an der Uni Wien  2005 Theater-, Film- und Medienwissenschaften zu studieren. Währendessen lernte sie auch Schauspielen bei Barbara May an der 1st filmacademy. Seit März 2009 ist die vielseitige Journalistin unter anderem auch als Sängerin und als Society-Redakteurin bei einem Wiener Radiosender tätig.
Seit Herbst 2010 schreibt das Medientalent Verena Wahlandt exklusiv in regelmäßigen Abständen die Kolumne “Verenas Kommunikations-Suppe” für Medieninsider.at.

Fotocredits:
Foto “Kommunikationssuppe”: (C) Corina Teuschl
Foto Autorin Verena Wahlandt: (C) Brigitte Gaggl