Archiv der Kategorie: Medien A-Z

Bild-Telegraf

1954 von den Medienunternehmern Canaval, Moser und Behrmann mit Gerd Bacher als Chefredakteur gegründete österreichische Tageszeitung. Der Marktauftritt der Zeitung trug maßgeblich zur Verschärfung der wirtschaftlichen Situation des Marktführers Kurier bei und förderte dessen Übernahme durch den Industriellen Ludwig Polsterer.

Bereits 1955 musste das Blatt Konkurs anmelden, woraufhin ein Großteil der Mitarbeiter und Redakteure unter der Leitung des Verlegers Fritz Molden eine nahezu idente Tageszeitung unter dem Titel Bildtelegramm auf den Markt brachte. Es folgte eine mehrmonatige Auseinandersetzung, die fortan als „Wiener Zeitungskrieg“ bezeichnet wurde:

Kurier-Inhaber Polsterer brachte – mit Unterstützung der Österreichischen Volkspartei – erneut eine Zeitung unter dem Titel Bild-Telegraf heraus. Einige Wochen lang erschienen nun zwei Blätter mit nahezu identischer Aufmachung. Nachdem sich die Auseinandersetzung auf gerichtliche Ebene verlagert hatte, beschlossen die Parteichefs von ÖVP und SPÖ, Julius Raab und Bruno Pittermann, den Zeitungskrieg zu beenden. Beide Zeitungen wurden kurz darauf eingestellt.

Arbeiter-Zeitung

arbeiter_zeitung

Die Arbeiter-Zeitung (AZ) war eine sozialdemokratische Zeitung in Österreich und erschien erstmals am 12.7.1889 – zunächst zweiwöchig, ab 1895 als Tageszeitung. Gründer war Victor Adler, der „Vater“ der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs. Das Blatt war Zentralorgan der sozialdemokratischen Parteien Österreichs und erschien zunächst bis zur Ausrufung des Ständestaats im Jahre 1934, danach wieder ab 5.8.1945.

Gegen Ende des 20. Jahrhunderts wurde auch die AZ vom allgemeinen Erosionsprozess der Parteizeitungen erfasst. Im Jahr 1989 trennte sich die SPÖ unter Führung von Bundeskanzler Vranitzky von dem schwere finanzielle Verluste bringenden Traditionsblatt und verkaufte den Großteil ihrer Anteile an die Birko-Holding des Unternehmers Hans Schmid.

Trotz beachtlicher Presseförderung musste die Zeitung 1991 eingestellt werden. Das Konzept, sich mit einem engagierten Team unter der Führung des vormaligen ORF-Journalisten Robert Hochner vom Image der Parteizeitung zu befreien, führte nicht zu der für eine erfolgreiche Zukunft notwendigen deutlichen Steigerung der Leserzahlen. Eine drastische Erhöhung der Drucktarife durch die Mediaprint tat ihr Übriges.

Zahlreiche frühere Journalisten aus dem Stall der AZ zählen bis heute zur Elite des österreichischen Printjournalismus.

Axel Springer AG

axel_springer_logo

Die Axel Springer AG ist die Nummer 1 unter Deutschlands Zeitungsverlagen und unterhält zahlreiche Tochtergesellschaften und Beteiligungen im benachbarten Ausland, zeitweilig war dies auch in Österreich der Fall.

Gründer waren Vater und Sohn Hinrich und Axel Springer, die 1946 in Hamburg einen Verlag, der später nach Berlin übersiedeln sollte, gründeten. Erfolgreichstes Produkt wurde die 1953 gegründete Bild, heute auflagenstärkste Boulevardzeitung Europas. Aufmachung und Kampagnen der Bild führten im Laufe der Jahre zu mächtiger Kritik, vornehmlich seitens deutscher Intellektueller wie Heinrich Böll oder Günter Grass.

Die neben der Bild bekanntesten Print-Erzeugnisse des Verlags sind die Midmarket-Tageszeitung Die Welt und die Fernsehzeitschrift Hörzu. In Österreich beteiligte sich das Unternehmen zunächst 1988 mit 50% an der Gründung des Standard. Ein Jahr später erfolgte die Übernahme von 45 % an der Tiroler Tageszeitung, was zwei Jahre später gar auf 65% aufgestockt wurde.

Auch bei der Gründung der Verlagsgruppe News 1992 mischte Springer mit 50% mit. Aus dieser und den anderen beiden Österreich-Beteiligungen zogen sich die Deutschen allerdings wieder zurück. Nach wie vor zahlreiche Aktivitäten unterhält das Unternehmen dagegen in der Schweiz und in Frankreich.

Ein 2005 geplanter Großeinstieg ins Fernsehgeschäft, der über einen Erwerb der Sendergruppe Sat 1-Pro 7 erreicht werden sollte, scheiterte an den deutschen Kartellbehörden.

Bacher, Gerd

Gerd Bacher, geboren am 18.11.1925 in Salzburg, zählt seit den fünfziger Jahren zu den schillerndsten Persönlichkeiten der österreichischen Medienlandschaft. Oft auch als „Tiger“ tituliert, prägte er vor allem den Österreichischen Rundfunk in seinen fünf Amtsperioden als Generalintendant.

Seine journalistische Laufbahn begann Bacher bei der Salzburger Volkszeitung. Nachdem er kurz als Redakteur bei den Salzburger Nachrichten gearbeitet hatte, wurde er 1954 Chefredakteur des neu gegründeten Bild-Telegraf, der zu einer unerwarteten Konkurrenz zum Branchenführer Kurier werden sollte. Letzterer wurde schließlich, in ernsthafte Bedrängnis geraten, vom Industriellen Ludwig Polsterer übernommen.

Im Zuge des „Wiener Zeitungskriegs“ und der damit verbundenen Einstellung des Bild-Telegrafs im Jahr 1958 wechselte dessen Redaktion – so auch Bacher –  zu dem von Fritz Molden neu gegründeten Bildtelegramm, welches nach kurzer Zeit gleichermaßen liquidiert wurde. Molden und Bacher – wiederum als Chefredakteur – gründeten darauf hin die Boulevardzeitung Express, die bald an die SPÖ verkauft wurde.
Historisch bedeutsam sind Bachers insgesamt fünf Wirkungsperioden als Generalintendant des  Österreichischen Rundfunks (ORF). In den Jahren 1967 bis 1974, 1978 bis 1986 und 1990 bis 1994 drückte Bacher der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt seinen Stempel auf wie kein Zweiter.
In den Jahren zwischen den Intendanzen war Bacher zunächst kurze Zeit als Kurier-Chefredakteur sowie als Medienberater von Helmut Kohl tätig. In der Phase vor seiner letzten ORF-Intendanz wirkte er als Herausgeber der Presse.
Der als Vertreter des sogenannten „bürgerlichen Lagers“ geltende Medienlenker wurde Zeit seines Schaffens wegen seiner kritischen, scharfzüngig vorgebrachten Positionen und seiner unbequemen Haltungen, insbesondere im Kampf um einen von den politischen Parteien unabhängigen ORF, geachtet aber auch gefürchtet.