Archiv der Kategorie: DVD

Tipp der Woche: DVD-Neuerscheinung Juno

Inhalt

Juno MacGuff (Ellen Paige) ist sechzehn, schlagfertig und neuerdings auch schwanger. Der Vater der gleichaltrige Kumpel Paulie (Michael Cera), der Akt ein simpler One Night Stand. Unzählige Schwangerschaftstests und Abtreibungsgedanken stehen bei dem jungen Mädchen an der Tagesordnung, ohne große Einleitung und Rechtfertigung erzählt sie es ihren Eltern, auf deren Unterstützung sie trotz leiser Kritik an der Auswahl des werdenden Vaters zählen kann. Doch was tun mit dem Sproß? Das Thema Abtreibung ist zwar noch aktuell, als Juno jedoch erfährt, dass die Leibesfrucht bereits über Fingernägel verfügt, erteilt sie der Idee eine klare Absage. Eines Tages hält ihr ihre Freundin Leah (Olivia Thirlby) einen Zeitungsausschnitt unter die Nase, in dem das junge Ehepaar Mark (Jason Bateman) und Vanessa Loring (Jennifer Garner) ihrem Adoptionswunsch Luft verleiht. Juno gefällt die Idee und macht sie sich sodann gemeinsam mit ihrem Vater auf zu einem ersten Kennenlerngespräch im hübschen Anwesen der gut betuchten Lorings.

Das junge Ehepaar ist gut aussehend, neureich und beeindruckt vor allem mit ihrem hübschen Haus. Ihr Leben scheint mit Ausnahmes des ungehörten Kinderwunsches in Juno’s Augen wirklich perfekt zu sein. Schnell entscheidet sie, dass dieses Paar ihr Kind nach der Entbindung aufziehen soll. Die (Schwangerschafts-) Wochen vergehen und Juno, die noch keinen Gedanken von Wehmut verspürt, besucht die Lorings in regelmäßigen Abständen, unterhält sich mit Vanessa über Frauenthemen, durchstöbert Mark’s gut sortierte Plattensammlung. Als sie eines Tages mit einem Ultraschall Foto stolz beim jungen Paar klingelt, stößt sie bei Vanessa auf Ablehnung. Stück für Stück beginnt Juno zu zweifeln, ob die Beiden wirklich die geeigneten Eltern für ihr Baby darstellen, denn deren Beziehung scheint alles andere als sattelfest zu sein. Noch einmal – in den späten Wochen der Schwangerschaft – muss sich die 16-jährige Juno MacGuff die Frage stellen, was mit ihrem Sproß nach der Entbindung zu tun ist.

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Filmplakat des Teenie-Dramas „Juno“

Kritik

Juno war einer der ganz großen Kinohits des vergangenen Jahres. Das Rezept ist raffiniert: ein Drama vorgaukeln, mit Niveau und guten Humor die Zuschauer überraschen und unterhalten. Der Film ist, vor allem dank Juno’s unbekümmerten, trockenen Witzes sehr komisch, ohne je den eigentlich ernsten Hintergrund ins Lächerliche zu ziehen. Großen Anteil an dieser Leistung hat vor allem die 21-jährige kanadische Jungschauspielerin Ellen Page, die ihre Kolleginnen und Kollegen allesamt an die Wand spielt. Die große Natürlichkeit, mit der der Film punktet, ist aber auch Regisseur Jason Reitman und Drehbuchautorin Diablo Cody zu verdanken.

Ihre eigenen Lebensgeschichten (Im Hause Reitman war eine Adoption angedacht, eine damals sechzehn-jährige Freundin von Cody trug ihr Kind nach ungeplanter Schwangerschaft aus), herrlich komische Dialoge und gut portionierte Situationskomik machten den ohne große Mittel produzierten „Juno“ zu einem Kassenschlager, der auch bei den Academy Awards eine Rolle spielen sollte.

Ellen Paige als beste Hauptdarstellerin, Jason Reitman für die beste Regie und „Juno“ als bester Film des Jahres waren für den Oscar nominiert. Es blieb jedoch Diablo Cody vorbehalten, die goldene Statue für das beste Drehbuch bei der Oscar-Verleihung 2008 mit nach Hause zu nehmen. 20th Century Fox Home Entertainment brachte nun zu Sommerbeginn den Film in der hauseigenen Budget-Reihe „Hollywood Collection“ ein weiteres Mal auf DVD auf den Markt, welche an dieser Stelle aus inhaltlichen als auch Kostengründen all jenen ans Herz gelegt werden soll, die den Hit aus dem vergangenen Jahr noch nicht kennen und sich für Komödien mit Stil begeistern können.

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Tipp: So finster die Nacht

Inhalt

Eine verschneite Plattenbausiedlung in einem Stockholmer Randbezirk: Man schreibt das Jahr 1982 und der Winter macht seinem Namen alle Ehre. Der 12-jährige Oskar lebt dort mit seiner Mutter und gehört im Gesellschaftsgefüge der (Früh-)Pubertierenden eindeutig zu den großen Verlierern. Als verschlossenes, wohl aber kluges Kind ist ihm der Stempel des Außenseiters in der Schule aufgedrückt: Die Stärkeren und Beliebteren schikanieren ihn physisch als auch psychisch und richtige Freunde hat er auch nicht. Das sollte sich ändern, als der Pensionist Hakan mit dem jungen
Mädchen Eli in die Siedlung einzieht. Gleichzeitig wird die Gegend von einer Mordserie heimgesucht, die von Oskar mit Argusaugen in den Medien verfolgt wird. Zudem kommt es zu einer schrittweisen Annäherung an die ebenso verschlossene Eli, die – wie Oskar – ein sozial eher isoliertes Dasein fristet.

Eli ist auch zwölf, aber halt schon etwas länger. Denn sie ist eine Vampirin und Hakan ihr “Nahrungsbeschaffer”. Oskar scheint sich daran weiter nicht zu stören und so freunden sich die ansonsten so ungleichen Kinder an. Während etappenweise die Nachbarschaft dezimiert wird entwickelt sich eine Art frühjugendliche Romanze zwischen den beiden. Eli tut Oskar sichtlich gut:
Stets ermutigt sie ihn, sich doch endlich einmal gegen die Gewalt in der Schule zu wehren. Der Junge hingegen akzeptiert Eli wie ist und gibt ihr die Möglichkeit, wie ein zwölfjähriges Mädchen zu sein. Doch die Anrainer realisieren, dass mit der Kleinen etwas nicht stimmen kann. Das Pflaster wird zu heiß, Eli verlässt die Siedlung und Oskar sieht sich alleine einer der größten Schikanen in seinem Leben ausgesetzt.

Filmplakat So Finster Die Nacht / Quelle: Alexander Pretz, Dvd-Forum.at

Filmplakat des Vampir-Dramas „So finster die Nacht“

Kritik

In Zeiten in denen das Vampirgenre im Kino nahezu unzertrennbar mit Teenie-Hysterie à la Twilight sein Revival feiert, zeigt der schwedische Filmemacher Tomas Alfredson, dass eine Kombination der beiden Elemente “Vampire” und “erste Liebe” ohne Kitsch und Gefühls-Perversion durchaus zu realisieren ist. “So finster die Nacht” ist ein klassisch skandinavischer Film mit ruhigen Einstellungen und großer Bedacht auf Atmosphäre. Die Handlung – die im Übrigen eines Romans von John A. Lindqvist entspringt – wird behutsam erzählt und langsam aufgebaut. Da auch die beiden jungen Charaktere überzeugend gespielt werden, wirkt der Film stets glaubhaft und so man lässt sich gerne auf diese sonderbare Geschichte ein.

Bei Kritikern kam der Film gut an und auch bei Festivals war das Vampir-Drama ein gern gesehener Gast (“So finster die Nacht” wurde auch bei der Viennale 2008 gezeigt.). Noch vor der eigentlichen europäischen Kinoauswertung war aus Hollywood zu hören, dass man bereits an einem Remake arbeite: In vielen Fällen ist das ein Qualitätsmerkmal, so auch hier!
Ein kleiner Tipp: Schauen sie sich den Film in OmU (Originalfassung mit Untertitel) an, da die deutsche Synchronisierung mies ist.

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Schmanker’l: „Stadt der Blinden“

Inhalt:
Ein große amerikanische Stadt. Lebhaftes Treiben; dichter Verkehr an einem sonnigen Werktag. Das alles ändert sich schlagartig, als ein ziellos über die Straße torkelnder Mann die Autofahrer zum Ausrasten bringt. Ohne bestimmten Grund ist der junge Asiate erblindet. Von einer Sekunde auf die Andere. Ungläubigkeit gesellt sich zu Hilfslosigkeit um schlussendlich in Wut überzuschlagen. Doch finden sich Leidgenossen. Scheinbar wahllos sind in den Stunden darauf einzelne Menschen schlagartig erblindend. Weitgehend ahnungslos versuchen sich Medizin und Wissenschaft einen Reim auf die sonderbaren Geschehnisse zu machen, doch erklären mag es sich niemand. Aus Angst, diese Blindheit könnte ansteckend sein, werden die verwirrten Menschen zusammen in einem Haus untergebracht, das von der Außenwelt abgeschirmt wird.

Doch zu spät: Wie eine Epidemie ergreift das Erblinden um sich und binnen weniger Tage platzt die Quarantäne aus allen Nähten. Unter den Insassen befindet sich auch ein blinder Augenarzt (Mark Ruffalo) mit seiner Frau (Julianne Moore). Die ist eigenartigerweise nicht erblindet, tut aber so und spielt insgeheim Auge und Mädchen für Alles für die Insassen. Tage und Wochen vergehen und als die Menschen ihr Gebrechen akzeptieren, wird schnell klar, dass es auch unter kranken Menschen welche von guter und böser Sorte gibt. In der überfüllten Quarantäne beginnen sich allmählich soziale Konflikte zu entwickeln. Mit der Sehkraft schwindet nämlich auch die Möglichkeit der Kontrolle. Insassen fragen sich nicht nur: „Was geht hinter meinem Rücken vor?“ sondern auch „Was passiert vor meiner Nase?“ Scheinbar sinnlose Machtkämpfe entwickeln sich ehe die ganze Situation eskaliert.

Stadt der Blinden / Quelle: Alexander Pretz, DVD-Forum.at

Filmposter

Nach der oscarnominierten brasilianischen Sozialstudie „City of God“ und der oscargekrönten Romanverfilmung „Der ewige Gärtner“ legte der Brasilianer Fernando Meirelles 2008 mit Blindness – so der internationale Titel – ordentlich nach. „Die Stadt der Blinden“ entspringt ebenso einer Literaturvorlage, diesmal von Literaturnobelpreisträger José Samarago. Handwerklich tadellose und interessante Filmkost wird einem hier geboten. Meirelles arbeitet getreu der Thematik viel mit Kontrasten, Blenden, Spiegelungen und Hell-Dunkel Übergängen und spendiert so dem Zuseher etwas Einfühlungsvermögen in die Haut seiner Helden. Gewöhnungsbedürftig, aber hochinteressant.

Auch inhaltlich weiß der Film sehr zu gefallen, spielt doch der Regisseur hier mit mehreren Genres: Viel Drama, besonders in der Quarantäne etwas Thriller oder gar Horror. Dieses „Tanzen auf mehreren Hochzeiten“ geht jedoch in keinesfalls auf Kosten der Substanz sondern trägt eher zur Eigenständigkeit dieses Werkes bei. Eine ingesamt gelungene Mischung: spannend, unterhaltend und genug Stoff für Diskussion bietend…und seit Anfang April auch fürs Heimkino als DVD erhältlich.

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