Medientage 2012: Ein Résumé

– Highlights von Arik Kofranek –
Vom 25. – 27. September fanden die österreichischen Medientage statt. Das jährliche Event ist das wohl wichtigste für die österreichische Medienlandschaft, und versammelt jedes Jahr alles was Rang und Namen hat in der Wiener Stadthalle. Innerhalb von 3 Tagen finden öffentliche Diskussionen und Vorträge statt. Die Medientage eine wichtige Plattform für die Medienbranche? – Ja, aber es ist auch viel Selbstinszenierung dabei.

Von Print über TV und Online – 3 Tage Medienvielfalt

Im Zuge der diesjährigen österreichischen Medientage wurden zahlreiche Diskussionen geführt. Die Themen reichten von Printmedien, Werbung, öffentlich rechtliches und privates Fernsehen und schließlich dem Online-Bereich, dem der 27. September als „Medientage Digital“ gewidmet wurde. Außerdem wurde der erste „Journalistenpreis Integration“ verliehen, der an Christoph Feurstein und Monika Raschhofer ging.
Eine der wohl vielversprechendsten Diskussionen fand am Vormittag des ersten Tages statt. Im Saal 1 diskutierten Wolfgang Fellner (Zeitung Österreich), Helmut Brandstätter (Kurier), Alexandra Föderl-Schmid (der Standard), Eva Weissenberger (Kleine Zeitung), Hans Georg Gasser (VÖZ) und Hansjörg Tengg (Manager) über die gesellschaftspolitische Verantwortung von Printmedien. Moderiert wurde die Runde, die „Krisenpapier oder Papier gegen die Krise“ getauft wurde, von Armin Thurnher, dem Herausgeber des Falter.

Brandstätter, Gasser, Föderl-Schmid, Thurnher, Weissenberger, Tengg und Fellner

‚Ich habe einen Traum…‘
Mit diesen Worten eröffnete Armin Thurnher die Runde. Er habe den Traum, dass die Runde nicht zur Bühne für den berüchtigten Streit zwischen Wolfgang Fellner und Helmut Brandstätter werde. Seine Hoffnung sollte nur teilweise Wirklichkeit werden. Denn obwohl sich die beiden einige, mitunter kindische, Ausschweifungen nicht verkneifen können, gelingt es, die Diskussion halbwegs beim Thema zu halten.

‚Treffpunkt Medien‘:
Im Rahmen der Medientage fand auch der „Treffpunkt Medien“ statt. Es war die zweite Episode der vom ÖJC (Österreichischer Journalistenclub) veranstalteten Gesprächsreihe, die quartalsweise abgehalten werden soll. Im ‚Horizont Cafe‘, in der Wiener Stadthalle, diskutierten hochkarätige Journalisten und Medienfachleute das Thema: „Selbstdarsteller, Redaktionsmitglied oder Web 2.0-Netzwerker – Was muss der Journalist von morgen sein?“. Mit dabei waren u.a. Florian Klenk, Chefredakteur des Falter, Gerlinde Hinterleitner, Chefredaktuerin derstandard.at und Johannes Bruckenberger, stv. Chefredakteur der APA.

 

Die Diskussionsrunde beim Treffpunkt Medien
Florian Klenk

„Twitter nervt“, so formuliert Bruckenberger, „wenn Journalisten zu Akteuren werden.“ Die Selbstdarstellung und Selbstbeweihräucherung von Redakteuren sei ein großes Problem des Journalismus über Twitter und dergleichen. Dem entgegnet Klenk, der einer der meistverfolgten Twitterer des Landes ist, das sich dieses Problem nicht nur auf soziale Medien beziehe. Selbstdarstellung von Journalisten, die Tendenz, sich selbst zur Sensation zu gestalten, gebe es in klassischen österreichischen Medien genauso. Klenk benutze Twitter sozusagen als Ergänzungsmedium, um an Nachrichten zu gelangen, die man sonst nirgends finde. Außerdem mache er selbst davon Gebrauch, indem er News im Internet verbreite, für Menschen, „die keinen Falter kennen oder in Ländern leben, in denen es den Falter nicht gibt.“
Problematisch ist die Frage, ob Twitter oder Facebook als Quellen herangezogen werden dürfen. Es fehlt natürlich jegliche Kontrollschleife, wie im Printjournalimus üblich. Die Überprüfung der Quellen und auf den Wahrheitsgehalt der Nachrichten ist um ein vielfaches schwieriger, und so müsse man vorsichtiger sein. So sei zum Beispiel, wie Florian Klenk erläutert, das Twitter-Profil von Falter-Herausgeber Armin Thurnher ein Fake.
Mit dem Verwenden von Twitter-News als jouralistische Quelle verändere sich das Selbstverständnis des Berufes komplett. Somit gibt es eine neue Öffentlichkeit, die berichtet. Für Journalisten bedeutet dies eine Umstellung, mehr Arbeit, und die Notwendigkeit sich mit der Technologie auseinanderzusetzen.