Der sympathische Moderator und Eventmanager im Portrait
Robert Steiner zählt zu den gefragtesten Experten im Bereich Medien für Kinder. Der 42-jährige Medien-Allrounder spricht im Interview mit Medieninsider.at über seine Erfolge bei der Zielgruppenkombinierung, seine Agentur, sein Format auf BR Alpha und natürlich über Hintergründe von Kinder- und Jugendfernsehen in Österreich.
Wie hat alles begonnen?
Ich hab mich mit 16 Jahren in der „Zeit im Bild“-Redaktion beworben, weil ich mich schon damals irsinnig für Fernsehen interessiert habe. Aber mehr als ein Schmunzeln habe ich natürlich nicht erreicht, sondern wurde zum Kinderprogramm-Casting verwiesen. Mit „Schau Genau“ bekam ich dann auch eine kurze monatliche Sendung zum Thema Sicherheit. Ich habe mich immer mehr mit der jungen Zielgruppe befasst und dadurch auch mein Expertenwissen herausgebildet. Nach der Matura wollte ich mehr Jobs beim ORF und zur Übung habe ich zahlreiche Messen moderiert und wurde Hausmoderator der SCS. Nach kurzer Zeit bekam ich auf Ö3 den „Kinderwecker“ und die Sendung „Nachtflug“. Und auch als mir später vom damaligen Kinder-TV-Chef Andreas Vana die Moderation des Kasperls angeboten wurde, habe ich zugesagt. Denn der Kasperl hat einen nicht zu unterschätzenden Stellenwert in der österreichischen Kinderkulturszene. Es ist ein theatrales Erlebnis für diese Zielgruppe der 3-jährigen. Der Vorhang geht auf und es beginnt ein Stück dass zwar letztendlich gut ausgeht, dennoch machen sich die Kinder viele Gedanken zu der Geschichte. Dieses Phänomen hat mich so beeindruckt, dass ich diesem Format bis heute – 14 Jahre später – immer noch treu bleibe. Ich konnte eine Erfahrung durch Moderationen wie „Einer für Alle” (mit Nina Saurugg), „Glubschauge“ und andere immer weiter ausbauen.
Du bist nicht nur „Okidoki“-Moderator, sondern auch bei BR Alpha „Videowelten“ im Programm.
Es war ein Glücksfall dass ich zu diesem Magazin gekommen bin. Denn mein Vorgänger Hans Georg Heinke ging in Pension und die Redaktion suchte einen jüngeren Moderator. Bei „Videowelten“ stellen wir österreichische Amateurkurzfilme im Österreich-Fenster vom Bayrischen Rundfunk, BR Alpha, vor. Unsere Zielgruppe liegt etwa bei 50+, sie ist allerdings nicht so „alt“ wie es sich die meisten vorstellen. Diese Menschen sind heutzutage eigentlich geistig jung und fit, und sie unternehmen viel. Sie nützen ihre Hobbies, und daraus entstehen sensationelle Filme, die übrigens pro Ausgabe von mehr als 100.000 Menschen gesehen werden.
Auch deine Radiosendung „WOW“ auf Radio Wien läuft sehr erfolgreich …
Nach meiner Zeit bei Ö3 habe ich mit Sorge beobachtet, dass für Kinder immer weniger bis garnichts im Radio produziert wird. Ich hatte den Ehrgeiz, wieder etwas auf die Beine zu stellen, weil ich der Meinung war, dass man eine Zielgruppe nicht einfach fallen lassen kann. Bei der Konzipierung hielt ich mich an das „Keep-It-Simple”–Prinzip. Die Sat.1 Sendung „Genial Daneben“ hat mich an die frühere ORF-Kindersendung „Wiffzack“ erinnert. Kinder konnten anrufen und Fragen stellen, die gelöst werden mussten. Der damalige Radio Wien-Chef hat gesagt, dass ich die Sendung an vier Sonntagen in der Früh testen kann, nach dem Motto „da hört eh niemand zu“. Schon am dritten Sonntag hat er mich angerufen und gesagt, dass die Sendung so gut ankommt, dass wir sie fortsetzen sollen. Ein Jahr später haben wir die Sendung sogar von einer auf zwei Stunden ausgeweitet.
Im Radio ist mir damit etwas gelungen, was ich im Fernsehen noch nicht geschafft habe – nämlich dass sich die Zielgruppen aneinander nicht stören. Bei „WOW“ hören Kinder zu um Fragen zu stellen und sich mit dem Rolf Rüdiger unterhalten zu können. Es hören aber auch Erwachsene zu, weil sie sich unheimlich über die Fragen der Kinder und die Bemerkungen des Rolf Rüdigers amüsieren. Und plötzlich schalten die unterschiedlichsten Altersgruppen am Sonntag zwischen 8 Uhr und 10 Uhr Radio Wien ein, weil sie sich nur mit den Stimmen aus dem Radio, mit Fantasie, ein eigenes Bild ausdenken können. Übrigens: Vor kurzem feierten wir bereits das 5. Jubiläum von „WOW“, allerdings nur intern.
Seit Jänner moderierst du ja auch eine neue Kindersendung auf ORF eins?
Es gab zwei Vorgängersendungen, „Team Okidoki“ und „WWW“, das Nachrichtenmagazin. Beide liefen nicht sehr erfolgreich und deswegen wollte Thomas Brezina, der Mastermind des Kinderprogramms, ein neues Format schaffen, das ähnliche Themen behandelt. Am Ende ist ein Info-Magazin für Kinder herausgekommen, das ich gemeinsam mit Christina Karnicnik moderiere. Das spannende ist, dass wir Themen aus der Nachrichtenwelt, wie zum Beispiel den Dioxinskandal, kindgerecht aufbereiten. Da die Aufzeichnung nur 2 Tage vor der Ausstrahlung ist, werden immer aktuelle Beiträge zu Themen, die die letzten Tage medial behandelt worden sind, produziert.
Wieso gibt es überwiegend Männer im Kinderfernsehen?
Der Grund ist, dass die Kinder in der heutigen Zeit fast alle bei der Mutter leben und ihren Vater selten bis garnicht sehen. Deshalb reflektieren sie stark auf Männer.
Wo bleiben im ORF eigentlich Formate für Jugendliche?
Confetti TiVi war nie für Jugendliche. Es hat bis auf wenige Ausnahmen immer bei 12 Jahren aufgehört. Ich denke, dass der ORF sich ein Jugendprogramm zusätzlich zu „Okidoki“ leisten müsste. Jugendlichen können nicht vom Kinderprogramm bedient werden, weil die Seher es einfach nicht wollen. Ich finde, dass es Super RTL und Nickelodeon sehr clever machen. Diese Sender haben für alle jungen Sehergruppen eigene Schienen entwickelt, also Toggolino für die Kleinkinder, Toggo für Volkschulkinder und das „normale“ Programm für die 10-14 jährigen.
Wir von „Okidoki“sind allerdings kein Vollprogramm und nicht 24 Stunden verfügbar, sondern haben nur das Kinderprogramm für die 3-11-jährigen, und damit sollten wir die Kinder versorgen.
Die Jugendlichen sollten vom ORF durch ein eigenes Redaktionsteam bedient werden. Das passiert im Moment wahrscheinlich nur durch Serien.
Mich würden On Air-Tätigkeiten beim Jugendprogramm nicht interessieren und ich glaube, dass ich Akzeptanzprobleme hätte. Ich finde, dass man jungen Redakteuren, die frisch aus der Ausbildung kommen, im Jugendfernsehen eine Plattform bieten müsste. Außerdem meine ich, dass Musik wieder On-Air kommen muss. Es ist schade, dass es für junge Bands und Künstler keine Möglichkeiten gibt, im TV aufzutreten.
Mit deinem Unternehmen „Steiner Familyentertainment“ organisierst du auch Events für Kinder?
Mit der Agentur habe ich mich schon vor einigen Jahren selbstständig gemacht. Nachdem ich vor langer Zeit SCS Hausmoderator war, habe ich den Bedarf für Eventorganisation und Moderation erkannt und deshalb einen Gewerbeschein für „Organisation und Durchführung öffentlicher Veranstaltung“ gelöst. Ich freue mich, dass der ORF von meinem Angebot Gebrauch macht und mich als Eventmarketingleiter für „Okidoki“ eingesetzt hat.
Deine Pläne für die Zukunft?
Mich interessiert die Kinder-Zielgruppe und die Erwachsenenzielgruppe auf ORF 2. Vielleicht ergibt sich in dieser Richtung in nächster Zeit etwas.
Ich bedaure es, dass der ORF sich ausschließlich für Aufzeichnungen im Kinderfernsehen entschieden hat. Live-Fernsehen würde ich sehr gerne wieder machen. Aber ganz ehrlich: Wenn der ORF aus dem „Kiddy Contest“ eine Doppelmoderation machen würde, täte ich sofort zur Kati Bellowitsch dazustoßen.
Dass ich beim Kinderprogramm bleiben werde, war eigentlich nie geplant. Bogdan Roscic hat mir mal eine clevere Frage gestellt „Willst du einer von 25 Ö3 Moderatoren sein oder einer von fünf Kinderfernsehstars?“ – Ich habe mich für Letzteres entschieden.
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