Vom Studio ins Radiogerät: Ein Bericht über die ORS-Sendeanlage Kahlenberg
Medieninsider.at verbrachte einen Tag in der Sendeanlage der ORS (Österreichische Rundfunksender GmbH) am wiener Kahlenberg, die sich für Musik, Nachrichten und Unterhaltung durch die Luft verantwortlich zeichnet. Von dort aus wird ein Großteil der Hauptstadt, dem nördlichen Burgenland und von Niederösterreich mit Radio- und DVB-T Signal von ORF und Privaten versorgt.
Mit einer Leistung von 100 Kilowatt (Radio Wien, Radio Niederöstereich, Ö3, FM4, KroneHit), 10 Kilowatt (Antenne Wien, 88,6) und 3 Kilowatt (Radio Burgenland) sendet die Anlage Kahlenberg mehrere Radiosender für Wien, Niederösterreich und das Burgenland. Zusätzlich werden sämtliche österreichweit empfangbaren DVB-T Sender (siehe unten) mit 80 Kilowatt für die Bundeshauptstadt (und Umgebung) gesendet. Radio Maria wird via DVB-T (Mux B) gesendet. Die katholische Radiostation ist damit das erste digital verbreitete Radio Österreichs.
Vom Studio ins Radio:
Bei der Programmzubringung aus dem Radiostudio zum Sender gibt es mehrere Möglichkeiten:
Entweder wird das Signal via Richtungsfunk – hierbei werden Mikrowellen (1-40 GHz) aus einem Sender vom Studiogebäude auf einen Empfänger der Sendeanlage direkt auf einenader gerichtet – übertragen, oder das Signal wird via Kabel mit dem digitalen Leitungsnetz der Telekom Austria vom Studio direkt zur Sendeanlage geleitet. Es gäbe auch die Möglichkeit einer Signalübertragung via Internet, allerdings wird diese – wohl aufgrund der hohen Ausfallsrate – nicht von den Stationen genutzt.
In der Sendeanlage wird das Signal dann überwacht und direkt von der Sendeanlage durch die 165 Meter hohe Antenne in das Versorgungsgebiet ausgestrahlt.
Notstromaggregat bei Störungen
Im Falle eines technischen Ausfalls im Studio informiert ein ORS-Mitarbeiter – die Sendeanlage am Kahlenberg ist rund-um-die-Uhr besetzt – einen Verantwortlichen der Radiostation. „88,6“ hat im Falle einer studiobedingten Störung im ORS-Gebäude einen MP3-Player gemietet, der automatisch nach wenigen Sekunden Stille anspringt.
Störungen können aber auch direkt in der Sendeanlage passieren: Stromausfälle, wetterbedingte Netzspannungsschwankungen und gerade Unwetterschäden werden – in Zeiten des Klimawandels – immer häufiger. Dafür hat die ORS einen Diesel-Notstrommotor mit einer Leistung von 487 kW und einem Treibstoffassungsvermögen von 6.000 Liter. Er wird zwei Mal im Monat für zwei Stunden on Air getestet. Die Sendeanlage benötigt im Jahr 2,2 Mwh Strom und ist via 10 kV-Leitung in das Wien Energie Netz eingespeist.
Im Fall einer physischen Störung am Sender, kann ein Techniker vom Keller der Sendeanlage mit einem Aufzug bis auf die in 70 Meter gelegene Plattform gelangen – danach muss er mit einem Seil weiter klettern.
Zusätzlich zum DVB-T (Digital Video Broadcasting – Terrestrial) und UKW (Ultrakurzwelle) Signal für TV- bzw. Radiofunk betreut die ORS als technischer Dienstleister Funk- und Richtfunkantennen für OMV, Mobilfunk u.a.
Übrigens: Die erste UKW-Abstrahlung Österreichs wurde 1953 vom auf 485 Meter Seehöhe gelegenen Sender Kahlenberg getätigt.
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Hintergrund: In Österreich gibt es derzeit 42 Sendeanlagen, die wichtigsten in Wien, sind hier gelistet:
- Sender Kahlenberg, Wien Döbling (19. Bezirk), Betreiber: Österreichische Rundfunksender GmbH (ORS)
sendet (DVB-T) ORFeins, ORF2, 3sat, ServusTV, ATV, Puls 4, Radio Maria (je 80 kW) – (UKW) Ö1, Ö2 Wien, Ö2 Nö, Ö3, FM4, KroneHit (je 100 kW), Ö2 Bgld (3 kW), Antenne Wien, 88,6 (je 10 kW) - Funkturm Wien Arsenal, Landstraße (3. Bezirk), Betreiber: Telekom Austria
sendet durch ORS DVB-T sowie Radio Energy (1 kW) - Himmelhof, Hietzing (13. Bezirk), Betreiber ORS
sendet (DVB-T) ORFeins (200 Watt), ORF 2 (2,5 kW), ATV (2,2 kW) – (UKW) Ö1, Ö3, Ö2 Wien (je 800 Watt), Ö2 Niederösterreich (300 Watt), FM4 (95 Watt) - Neuwaldegg, Hernals (17. Bezirk), Betreiber: ORS
sendet DVB-T wie Kahalenberg, mit 100 kW - Donauturm, Donaustadt (22. Bezirk)
sendet Radio Stephansdom (rund 2 kW), 98,3 Superfly (rund 0,4 kW), Orange 94.0 (rund 0,4 kW), Radio Arabella Wien (rund 2,7 kW)
Ein Gedanke zu „Woher kommen die Stimmen im Radio?“
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