Die Rolle der Boulevardmedien in der Politik (5)

Foto: Medieninsider.at/KofranekTeil 5 der großen Medieninsider.at Boulevard-Reportage
Das Paradebeispiel für Boulevarmedien, die Kronen-Zeitung, ist für ihren enormen Einfluss in die Politik dieses Landes bekannt. Die Autorin Erna Lackner fasste diese Situation in der Frankfurter-Allgemeinen folgendermaßen zusammen: „Anderswo versucht die politische Macht die Medienmacht in den Griff zu kriegen – in Österreich ist es umgekehrt. Politik und Medienmacht sind beinahe schon eins geworden.“

Ein gutes Beispiel, um dies zu bekräftigen ist Bundeskanzler Werner Faymann, zu dessen Wahlsieg im Dezember 2008 der mit ihm befreundete Hans Dichand erheblich beigetragen haben soll.
Die Kreise, in denen sich Werner Faymann bewegt, sind mit der Medienwelt stark verwoben. Auch mit Wolfgang Fellner soll Faymann seit Jugendtagen befreundet sein. Sein ehemaliger Pressesprecher war Gründungsgeschäftsführer der Gratiszeitung Heute und die Herausgeberin jener Zeitung, Eva Dichand, machte ihre beruflichen Anfänge bei der Zeitschrift Unsere Stadt aus Faymanns Umfeld.

Faymann hatte also beste Voraussetzungen für die Wahl, die großen Boulevardblätter auf seiner Seite stehend.
Dies zeigte sich vor Allem an diversen Schlagzeilen der Kronen-Zeitung, wie z.B.: „Was Faymann durchgesetzt hat“, oder als Maggie Entenfellner in ihrer Tierkolummne in selbiger Zeitung textete: „Selbst Hunde würden Faymann wählen“.

Niko Pelinka (l) ist SPÖ-Stiftungsrat im ORF - sein Vater Peter Pelinka ist Chefredakteur von News; Oliver Voigt ist seit März 2011 Österreich-Geschäftsführer (vorher News Verlag)
Niko Pelinka (l.) ist SPÖ-Stiftungsrat im ORF - sein Vater Peter Pelinka ist Chefredakteur von News; Oliver Voigt (r.) ist seit März 2011 "Österreich"-Geschäftsführer (vorher News Verlag)

Somit herrscht eine Situation, in der sowohl Faymann Einfluss auf die Krone hat, als die Krone gleichermaßen auf Faymann, was sich an folgendem Szenario veranschaulichen lässt:
Wenige Wochen vor der Fußballeuropameisterschaft titelte die Kronen Zeitung: „Schikane bremst Begeisterung der Fußballfans: Saftige Strafen für EM-Fahnen auf Pkw“
Diese Headline erschien am Pfingstsonntag. Demzufolge müsste Infrastrukturminister Werner Faymann noch am Pfingstmontag (einem Feiertag) reagiert haben, da die Krone am darauf folgenden Dienstag schrieb: „Nach Bericht der Krone: EM-Patrioten dürfen Auto schmücken: Faymann hebt das Fahnen Verbot auf.“
Hier drängt sich der Verdacht auf, dass die Aufhebung des Verbots bereits zuvor arrangiert war, und die ganze Geschichte nur publiziert wurde um einerseits einen Grund zu haben, Faymann hochzujubeln, und andererseits zu zeigen wie hoch der politische Einfluss der Krone ist.

Und das erwartet Sie in den folgenden Werktagen:

  • Boulevardjournalismus in Funk und Fernsehen
  • Nachwort

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